AWO und St. Adolf-Stift bieten mit neuem Berufssprachkurs eine Perspektive

AWO-Sprachkurskoordinatorin Sabrina Born, llona Akopjan, Leitung des AWO-Integrations-Centers, Annabell Köbsch, Trainee der Pflegedienstleitung, Flüchtlingsbeauftragte Luise Wahrhausen und die Stellvertretende Pflegedirektorin Angela Ahrens.

„Ich finde es großartig, dass das Krankenhaus Reinbek für seine Mitarbeiter so etwas ermöglicht“, sagt Ilona Akopjan. Die Leiterin des AWO-Integrations-Centers Südstormarn in Reinbek freut sich sehr über die Kooperation: „Das St. Adolf-Stift ist zumindest in Schleswig-Holstein das erste Unternehmen, das für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund auf seinem Firmengelände einen solchen berufsbezogenen Sprachkurs anbietet.“ Die Anpassung der Dienstpläne ermögliche die Teilnahme an den Kursen über ein gutes halbes Jahr ganz praktisch. Angela Ahrens betreut das Projekt von Krankenhaus-Seite. Die Stellvertretende Pflegedirektorin sagt: „Wir arbeiten im St. Adolf-Stift gemeinsam mit unserer Flüchtlingsbeauftragten Schwester Luise schon seit 2015 immer wieder mit dem AWO-Integrations-Center bei Praktikanten und Mitarbeitern aus dem Ausland erfolgreich zusammen und sind gern Partner für dieses Pilotprojekt.“

Ab sofort treffen sich jeden Donnerstagnachmittag und Samstagvormittag in einem Klassenraum der Pflegeschule für jeweils 4 Unterrichtsstunden 8 Krankenhausmitarbeiter aus dem St. Adolf-Stift. Darunter sind Pflegekräfte mit bereits absolvierter Berufsanerkennung und zwei Mitarbeiter aus dem Patientenfahrdienst. Alle eint ein gemeinsames Ziel: Sie wollen ihre Deutschkenntnisse vertiefen und am Ende ein C1-Zertifikat in den Händen halten. Dabei geht es vor allem um Sprachkenntnisse rund um die Tätigkeit in einem Krankenhaus. Sabrina Born, AWO-Sprachkursleiterin und Sprachkurskoordinatorin im AWO-Integrations-Center in Reinbek erklärt: „Der Kurs bereitet nicht nur auf die klassische C1-Prüfung vor, sondern es geht dabei viel um die typische Kommunikation mit Patienten, Kollegen oder Ärzten im Krankenhaus, die wir auch in Rollenspielen einüben.“ Dabei werden systematisch der aktive Wortschatz und Grammatikstrukturen erweitert und gefestigt. Aber auch Fertigkeiten wie Hörverstehen, Lesen und Schreiben stünden auf dem Stundenplan.

Für die Stellvertretende Pflegedirektorin Angela Ahrens bedeutet der Berufssprachkurs eine klassische Win-Win-Situation: „Wir als Arbeitgeber profitieren davon, wenn unsere Mitarbeiter mit Migrationshintergrund noch besser und vor allem berufsbezogen Deutsch mit bestandener C1-Prüfung sprechen. Sie haben dann die Möglichkeit ein unbefristetes Bleiberecht zu bekommen und dadurch auch ihre Familien schneller nachzuholen. Daher ist das C1-Zertifikat sehr wichtig für einige unserer philippinischen Pflegekräfte, die ihren Ehepartner und kleine Kinder noch auf der anderen Seite der Erde haben, und auch eine große Motivation.“

Die Kursteilnehmer stammen aus Syrien, Albanien und von den Philippinen und haben verschiedene Migrationsgründe: Einige sind vor Krieg in ihrer Heimat geflüchtet, andere haben sich bewusst für ein Berufsleben in Deutschland entschieden und vorab Deutsch gelernt. Alle Krankenhausmitarbeiter möchten vor allem das aktive Sprechen und ihre Grammatik verbessern. Sie möchten sich weiterentwickeln und arbeiten an einer sicheren Zukunft in Deutschland. Der berufsbezogene Sprachkurs wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziell gefördert, da er die langfristige Integration der Teilnehmer in die Gesellschaft unterstützt. Ein Anteil der Kosten muss von den Sprachschülern selbst bezahlt werden, die den Kurs zusätzlich zu ihrer Arbeit absolvieren. Ein wichtiger Anreiz für die Sprachschüler ist, dass sie bei Bestehen der Prüfung die Hälfte der Gebühren für den Sprachkurs zurückerhalten. Eine Besonderheit dieses vom BAMF geförderten Kurses ist, dass es neben einer sprachlichen Förderung auch konkrete Hilfen bei bürokratischen Hürden gibt. Ilona Akopjan: „Die Migrationsberatungen für erwachsene Zuwanderer in Schleswig-Holstein, kurz MBE und MBS-H, begleiten den Berufssprachkurs. Sie unterstützen die Teilnehmer in Fragen der Familienzusammenführung, der Steuererklärung oder bei Terminen mit der Ausländerbehörde.“

Hintergrund zu Flüchtlingen & Migranten als Beschäftigte im Krankenhaus Reinbek
Seit 2016 hat das Krankenhaus Reinbek über 70 Flüchtlinge als Praktikanten eine Möglichkeit zur Integration in den Arbeitsmarkt gegeben. 14 Flüchtlinge haben einen regulären Arbeitsvertrag im St. Adolf-Stift erhalten, etwa als Pflegekraft, im Patientenfahrdienst oder der Logistik. Davon sind noch 11 im Haus. 3 haben in der Zwischenzeit eine Ausbildung begonnen. 2 Flüchtlinge machen bereits eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger im St. Adolf-Stift. Weitere Flüchtlinge beginnen dieses Jahr ihre Ausbildung in der Pflegeschule.

Das St. Adolf-Stift beschäftigt darüber hinaus seit 2018 insgesamt 16 philippinische Pflegekräfte, die ihre Berufsanerkennung in Deutschland mittlerweile erfolgreich absolviert haben. Hinzu kommen 7 Pfleger aus Albanien, die zum Teil als anerkannte Pflegefachleute im Haus arbeiten oder als Pflegehilfskräfte die Teams unterstützen.

Alle Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sind im Haus gut integriert, sie haben Mentoren auf ihrer jeweiligen Station, die ihnen bei Fragen und Problemen weiterhelfen. Durch gemeinsame Veranstaltungen werden immer wieder Möglichkeiten der Begegnung geschaffen (gemeinsames Kochen, gemeinsame Gottesdienste, Grillen, Feier der Berufsanerkennung).