Erste Magenverkleinerung auf endoskopischem Wege in Sachsen-Anhalt

Haben das neue Verfahren zur Magenverkleinerung nach Sachsen-Anhalt gebracht: Die halleschen Chefärzte Prof. (AMC) Dr. med. Hubertus H. Nietsch (re.) und PD Dr. med. Daniel Schubert.

Die Adipositas, das krankhafte Übergewicht, stellt in Deutschland und in Sachsen-Anhalt ein besonderes gesundheitliches Problem dar. Krankenkassen schätzen, dass aktuell rund eine halbe Million Menschen im Bundesland davon betroffen sind. Um stark übergewichtigen Patienten wirksam und dauerhaft helfen zu können, kommt oftmals nur eine Operation in Frage. Am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle (Saale) wurde nun erstmals in Sachsen-Anhalt eine Magenverkleinerung zur Gewichtsreduzierung mittels einer schonenden Magenspiegelung, das heißt unter Vermeidung eines operativen Eingriffes, durchgeführt.

Das Adipositaszentrum am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) widmet sich mit seinem interdisziplinären Spezialistenteam der Vorbeugung und der Therapie des krankhaften Übergewichts. Bei ausgewählten Patienten verspricht bereits ein konservatives Therapiekonzept, also die Behandlung ohne Operation, langfristigen Erfolg. Hierzu zählen zum Beispiel die Ernährungsberatung, die Sporttherapie oder eine psychosomatische Begleitung der Patientinnen und Patienten. Bei krankhaft übergewichtigen Patienten ab einem Body-Mass-Index (BMI) von ungefähr 40 kommt oftmals nur ein chirurgischer Eingriff in Frage, bei dem zum Beispiel das Volumen des Magens durch das Entfernen von Magenbestandteilen verringert wird. Der Effekt: Können Patienten weniger Nahrung zu sich nehmen und halten sie nach der Operation die ärztlichen Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung ein, besteht die Möglichkeit, zügig und dauerhaft abzunehmen.

Die Medizinische Klinik I (Gastroenterologie, Nephrologie, Angiologie) am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara hat nun erstmals in Sachsen-Anhalt ein Verfahren zum Einsatz gebracht, bei dem eine Magenverkleinerung auf dem Weg der Magenspiegelung ohne offene Bauchschnitte vollzogen wird. Der endoskopische Zugang zur Anlage eines sogenannten Schlauchmagens bietet für den Patienten eine Reihe von Vorteilen, da er besonders schonend und schmerzarm ist. Der 61-jährige Patient im aktuellen Fall wog zum Zeitpunkt der rund eineinhalb Stunden dauernden endoskopischen Behandlung 150 kg, bei einer Körpergröße von 1,80 m.

Prof. (AMC) Dr. Hubertus H. Nietsch, Chefarzt der Klinik, erläutert das Vorgehen: „Es handelt sich im Prinzip um einen endoskopischen Zugang wie bei einer normalen Magenspiegelung. Zunächst raffen wir die Magenwand von innen mit speziellen Instrumenten, bis die gewünschte Magenform entsteht. Mit dem modernen, aus Belgien stammenden Nahtsystem verkleinern wir den Magenkorpus so, dass ein Schlauchmagen entsteht.“ Bereits nach einem kurzen stationären Aufenthalt konnte der Patient wieder nach Hause entlassen werden. Ein weiterer Vorteil für den Patienten ist, dass die Magenverkleinerung mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand wieder rückgängig gemacht werden kann. Nach Ansicht des Chefarztes hat das Verfahren eine gute Zukunft bei der Behandlung von Patienten, die unter einer mittelgradigen Adipositas leiden. Prof. (AMC) Dr. Nietsch: „Die endoskopischen Verfahren werden in Zukunft eine noch größere Rolle im Portfolio der Adipositaszentren spielen. Die endoskopische Gastroplastik ist bei sorgsam ausgewählten Patienten eine attraktive und patientenfreundliche Alternative zur Chirurgie und zeichnet sich durch ihre Sicherheit und potentielle Reversibilität aus. Langzeitstudien zur anhaltenden Gewichtsreduktion werden den genauen Stellenwert der Methode über die kommenden Jahre noch weiter definieren müssen.“
Geplant und umgesetzt wurde die Einführung der neuen Methode gemeinsam mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie. Der Chefarzt der Klinik, PD Dr. Daniel Schubert, hat die Neuerung mit dem Team des Adipositaszentrums vorbereitet. „Wichtig waren uns die Auswahl eines Patienten, für den das Verfahren gut geeignet ist sowie die optimale stationäre Nachbetreuung. Ich freue mich, dass wir unser Therapiespektrum im Adipositaszentrum durch ein modernes endoskopisches Verfahren haben erweitern können“, so PD Dr. Schubert.