Forschungsprojekt zum Einfluss von Farben: Farbforscher Prof. Dr. Axel Buether stellt erste Ergebnisse vor

Sind Farben nur schön (oder eben hässlich) oder haben sie auch Einfluss auf das Verhalten von Menschen? Professor Dr. Axel Buether von der Bergischen Universität Wuppertal erforscht seit Jahren mit seinem Team am weltweit in diesem Bereich führenden Institut für Farbpsychologie, wie sich Farben auf die Psyche, Gesundheit und konkrete Entscheidungen von Menschen auswirken. Seit einigen Jahren stehen dabei auch Kliniken im Fokus – das Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin (SEK Eutin) ist eines von derzeit zehn Forschungspartnern in Deutschland, an denen Prof. Buether mit seinem Team ein wissenschaftlich begleitetes Forschungsprojekt betreibt.

Ursprünglich sollte es nur um die Palliativstation gehen, die das SEK Eutin, gefördert durch das Land Schleswig-Holstein, neu baut. „Spätestens wenn man sich dann Gedanken um die Gestaltung der Räumlichkeiten mit Farben, Licht und Möbeln macht, stößt man auf Professor Buether als Experte“, erläutert Geschäftsführer Dirk Beutin, wie es zum Kontakt kam. Das Forschungsprojekt ist inzwischen deutlich größer, da der Klinik-Anbau am SEK nun neben der Palliativstation auch drei Geriatrie-Stationen umfasst, insgesamt mehr als 80 weitere Betten also. Auch der Demenz- und Delirbereich sowie öffentliche Bereiche wie der Eingang und die Cafeteria sind nun in das Farbkonzept integriert.

Dass Farben, Oberflächen und Licht einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und den Gesundheitszustand von Patient*innen und Mitarbeiterschaft haben, konnte Prof. Buether mit seinem Team schon vor einigen Jahren nachweisen: In einer Studie wies er nach, dass sich das Wohlbefinden von Patient*innen nach der räumlichen Umgestaltung um etwa 50 Prozent gesteigert hatte, das von Mitarbeiter*innen um etwa 44 Prozent. Darüber hinaus sank der Verbrauch von Neuroleptika um etwa 30 Prozent, der Krankenstand in der Mitarbeiterschaft sank um etwa 35 Prozent. „Diese Ergebnisse wollen wir nun in verschiedenen Kontexten, unter anderem auch hier in Eutin, überprüfen. Denn die Bedürfnisse auf einer Intensivstation oder einer Kinderstation unterscheiden sich sicherlich hier und da von denen auf einer Geriatrie-, Demenz- oder Palliativstation, wie wir sie derzeit hier untersuchen“, sagt Professor Buether. Dennoch sei das langfristige Ziel, Standards für verschiedene Fachbereiche zu definieren, von denen dann alle Patient*innen und Mitarbeiter*innen in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen profitieren könnten.

Eine Besonderheit des Forschungsprojektes ist auch der partizipative Prozess: „Von Beginn an waren die Mitarbeiter*innen aus dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Bereich in das Projekt eingebunden, vom ersten Workshop über diverse Vorentwürfe bis hin zur Bemusterung wurden ihre Entscheidungen für die Gestaltung von Patientenzimmern und Aufenthaltsräumen berücksichtigt. Dieser ganze Prozess war und ist sehr transparent“, sagt Projektleiterin Petra Heidkamp. So wird beispielsweise das Treppenhaus aufgrund einer Idee der Mitarbeiterschaft mit Farben und Markierungen zu einem Trainingsbereich gestaltet, ein den Tagesrhythmus nachahmendes Lichtsystem (zirkadianes Licht) soll den Schlaf-Wach-Rhythmus und damit die Tagesstruktur bei Demenz-Betroffenen besser regulieren und Räumlichkeiten, die entweder eine geborgene oder eine aktivierende Atmosphäre ausstrahlen, sollen den unterschiedlichen Bedürfnissen von Palliativpatient*innen besser Rechnung tragen.

„Letztlich geht es also darum, wirksame Farben mit Blick auf Wohlbefinden und Orientierung zu finden. Farben, Oberflächen und Licht sind Mittel zum Zweck, nämlich dass die Menschen hier – ob Patient oder Mitarbeiter – sich wohl, geborgen und gewertschätzt fühlen“, erläutert Professor Buether. Und auch Geld werde durch eine derartige Raumplanung nachhaltiger investiert, „denn gestrichen werden muss ja so oder so, da macht es Sinn, die positiven Auswirkungen einer durchdachten Raumgestaltung auf das Wohlbefinden unserer Patient*innen und Mitarbeiter*innen zu berücksichtigen“, so Geschäftsführer Dirk Beutin.