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Hospiz- und Palliativzentrum Heinrich Pera startet
Unheilbar erkrankte Menschen, deren Lebensende absehbar ist, benötigen eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene medizinische und pflegerische Versorgung. Informationen und qualifizierte Beratung zur sogenannten Palliativmedizin und Palliativpflege sind für Patienten und deren Angehörige wichtige Entscheidungshilfen. Für die in der schwierigen persönlichen oder familiären Situation erforderliche, fachkompetente Beratung und Hilfe steht nun ein gebündeltes Angebot von drei spezialisierten Einrichtungen zur Verfügung. Das im Mai 2016 gegründete Hospiz- und Palliativzentrum Heinrich Pera macht es sich zur Aufgabe, Patienten und Angehörige in Halle und im südlichen Sachsen- Anhalt persönlich zu beraten und das am besten geeignete Versorgungsangebot zu empfehlen. Als erstes gemeinsames Vorhaben wurde ein Beratungstelefon eingerichtet.
Palliation bedeutet Linderung und kommt vom lateinischen Begriff pallium „Mantel“, palliare „mit einem Mantel umhüllen“. Gemeint ist die medizinische oder pflegerische Maßnahme, deren primäres Ziel nicht der Erhalt, die Heilung oder die Wiederherstellung, sondern die Verbesserung der Lebensqualität des Erkrankten ist.
Das Hospiz Halle, die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) Elisabeth Mobil und das Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara haben das neue Hospiz- und Palliativzentrum als gleichberechtigte Partner gemeinsam gegründet. Benannt ist es nach dem katholischen Priester Heinrich Pera aus Halle, einem der Wegbereiter des Hospizwesens in Deutschland in den 1980er und 1990er Jahren. Alle drei Einrichtungen sind seit vielen Jahren in der Region für ihre vielfältigen ambulanten und stationären Angebote im Hospiz- und Palliativbereich bekannt. Nun wird Betroffenen ein noch direkterer Zugang zu Informationen rund um die Palliativversorgung, Schmerzen, Trauer und ein würdiges Leben bis zuletzt ermöglicht.
Kathrin Dietl, Geschäftsführerin des Hospizes in der Heinrich-Pera-Straße in Halle, erläutert den Grundgedanken: „Wir möchten schwerkranken Menschen und ihren Angehörigen ein Beratungsangebot machen, das sich über die eigenständigen Einrichtungen hinweg erstreckt. Das Palliativ-Beratungstelefon ist kein Notfalltelefon sondern eine Möglichkeit, sich rechtzeitig über die bestmögliche palliative Versorgung zu informieren.“ Jährlich bietet das Team des Hospizes etwa 170 Menschen stationär die Möglichkeit, ihre letzten Tage in einem einfühlsamen Umfeld mit moderner Pflegetechnik zu verbringen. Zudem begleiten rund 100 ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützend und in enger Zusammenarbeit mit Pflegediensten und Hausärzten etwa 90 Menschen in ihrem häuslichen Umfeld. Krankenhausgeschäftsführer Thomas Wüstner fügt mit Blick auf den Zentrumsgedanken hinzu: „ Es geht uns um die Vernetzung der Kompetenzen für eine ganzheitliche Versorgung. Neben den Patienten und ihren Angehörigen sind auch die Hausärzte angesprochen, das Zentrum als Informationsknotenpunkt zu nutzen.“
Regelmäßig ergeben Umfragen, dass sich 95 Prozent aller Menschen wünschen, zuhause zu sterben. Deshalb gilt für die Spezialisten vom Hospiz- und Palliativzentrum Heinrich Pera der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Thomas Kolodziej, Geschäftsleiter von Elisabeth Mobil, erkennt darin einen Teil der Erfolgsgeschichte des seit 2009 in Halle verfügbaren SAPV-Dienstes mit jährlich rund 450 Patienten: „Elisabeth Mobil stellt betroffenen Menschen und ihren Zugehörigen ein Unterstützungssystem im häuslichen und im Bereich der stationären Pflege an die Seite. Auch beobachten wir, dass Angehörige, Freunde und Nachbarn häufig über sich hinauswachsen. Damit ist die Pflege schwerkranker Menschen zuhause in den meisten Fällen problemlos möglich.“ Kennzeichnend für die ganzheitliche Versorgung seien die Prinzipien von Palliative Care, einem symptomorientierten, ganzheitlichen Behandlungsansatz.
Auf der Krankenhausseite steht den etwa 120 Patienten im Jahr das multiprofessionelle Team der Palliativstation zur Seite. Der verantwortliche Chefarzt Dr. med. Hendrik Liedtke sieht ausreichende Mittel und Kapazitäten, um jedem Patienten rasch den Aufenthalt auf der Palliativstation zu ermöglichen. Gemeinsam mit Krankenhausseelsorger Reinhard Feuersträter bestätigt er eine erfreuliche Entwicklung hin zu einer „Sterbekultur“. Entgegen der früher oft geäußerten Feststellung, man könne nicht mehr viel für einen Patienten mit ungünstiger Prognose tun, sei eine endgültige Diagnose heute nur der Beginn des breit gefächerten Versorgungsansatzes „Palliative Care“.
Auch der Gesetzgeber hat das Patienteninteresse im vergangenen Jahr gestärkt; im November 2015 beschloss der Bundestag das Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung. Das neue Zentrum setzt die Idee, schwerkranken Menschen Beratung und eine weitgehend selbstbestimmte Gestaltung des letzten Lebensabschnitts zu ermöglichen, in die Praxis um. Alle drei Partner betonen jedoch, dass die Palliativgesetzgebung nur den Minimalkonsens darstellt, den es patientenindividuell auszubauen gelte.
Das Palliativ-Beratungstelefon des Hospiz- und Palliativzentrums Heinrich Pera ist von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 13.00 Uhr unter der Rufnummer 0345 213 55 55 erreichbar. Außerhalb dieser Zeiten können Ratsuchende eine Rückrufbitte hinterlassen. Zusätzlich ist das Zentrum unter palliativberatung@hospiz-palliativ- zentrum.de oder über die Website www.hospiz-palliativ-zentrum.de erreichbar.
Bildinformationen:
Drei Einrichtungen aus Halle haben das Hospiz- und Palliativzentrum Heinrich Pera ins Leben gerufen (v.l.n.r.): Reinhard Feuersträter (Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara), Thomas Kolodziej (Elisabeth Mobil), Notburga Wirth (Hospiz Halle), Kathrin Dietl (Hospiz Halle), Thomas Wüstner (Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara).