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- Nicht nur eine gefühlte, sondern eine tatsächliche Sicherheit für die Patienten im Krankenhaus Reinbek
Nicht nur eine gefühlte, sondern eine tatsächliche Sicherheit für die Patienten im Krankenhaus Reinbek
- |11. Mai 2020
- |Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift
Bereits Anfang April machte das Krankenhaus Reinbek darauf aufmerksam, dass offenbar viele Notfallpatienten aus Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus im Krankenhaus starke Symptome aussitzen und weder zum Arzt in die Praxis noch in die Notaufnahme gehen. „Eine oft lebensgefährliche Entscheidung“, sagt Prof. Dr. Tim Strate, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am St. Adolf-Stift: „Nicht nur die Notfallpatienten, sondern auch die Patienten, deren für März oder April geplante Operation abgesagt wurden, um in den Krankenhäusern Kapazitäten für eine Infektionswelle freizuhalten, können mit einem Gefühl von Sicherheit wieder zu uns ins Krankenhaus kommen.“ Das St. Adolf-Stift ergreife alle Maßnahmen, damit sich Patienten im Krankenhaus nicht mit Covid-19 infizieren, oft sogar, bevor sie vom RKI oder der Landesregierung empfohlen oder vorgegeben würden.
Prof. Strate: „Das Herzstück aller Maßnahmen gegen eine Virenübertragung – und da hebt man sich im St. Adolf-Stift deutlich von den bisherigen RKI-Standards ab – ist eine sehr großzügige Testung unserer Beschäftigten. Nur so können auch Infektionen bei Mitarbeitern, die keinerlei oder nur ganz milde Symptome haben, frühzeitig erkannt und die Betroffenen umgehend in Quarantäne geschickt werden.“ Bereits seit Anfang März wurden vorsorglich Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen auf SARS-CoV-2 abgestrichen, auch wenn sie weder privat noch dienstlich Kontakt zu coronainfizierten Personen hatten; und alle Beschäftigten der Covid-Stationen inklusive Reinigungspersonal wurden wöchentlich abgestrichen, da sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. „Das reichte uns aber nicht: Seit Ostern ermöglichen wir allen Beschäftigten verdachtsunabhängig – also ohne Symptome und ohne Kontakt zu Covid-Patienten – sich regelmäßig testen zu lassen. Mittlerweile machen fast 850 der rund 1.100 Beschäftigten aus allen Arbeitsbereichen mit.“ Bei diesen wöchentlichen Untersuchungen sind in den ersten vier Wochen und rund 3.500 Tests zwei Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet und sofort in Quarantäne geschickt worden. Bei 16 Mitarbeitern konnten Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Strate: „Nur 0,16 % unserer Belegschaft hatte also zum Testzeitpunkt eine unentdeckte Infektion, und weniger als 2 % haben bislang Antikörper, die darauf hinweisen, dass sie eine Infektion mit oder ohne Symptome durchgemacht haben. Da kann man auch Rückschlüsse auf die Allgemeinbevölkerung und die Dunkelziffer ziehen. Denn wir führen Messungen bei Menschen durch, die sonst nie einen Test erhalten würden.“
Weil Strate eine große Wissenslücke über die tatsächliche Verbreitung des Virus in der Bevölkerung sieht, hat er gemeinsam mit einem Team im Krankenhaus eine Langzeitstudie entwickelt. Nach einem positiven Ethikvotum der Ethikkommission Schleswig-Holstein ist die Studie in einschlägigen nationalen und internationalen Registern eingetragen. Hierzu zählt das Deutsche Register für Klinische Studien, das Register des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung und das Internationale Register der WHO. Dr. Jonas Herzberg, Studienarzt für das Projekt, sagt: „Wir haben hier ideale Voraussetzungen über ein Jahr lang wirklich wöchentlich zu gucken: Wie entwickelt sich die Epidemie in Deutschland und insbesondere in einem Krankenhaus. Welche Auswirkungen hat etwa die Einführung oder die Lockerung von Beschränkungen. Denn letztlich sind wir hier ein Teil der Gesellschaft: Mit Handwerkern, Köchen, Verwaltungsmitarbeitern, Reinigungskräften, aber natürlich auch Pflegekräften und Ärzten. Auch sie kaufen ein, haben Kinder, die wieder zur Schule gehen, oder lassen sich beim Friseur die Haare schneiden und setzten sich damit – wie alle anderen – einem gewissen Risiko aus.“
Zusätzlich zum wöchentlichen Status wird auch Blut der Probanden eingefroren, um in Zukunft bei besseren Antikörpertests rückwirkend zu schauen, wann sich die Immunreaktion gezeigt hat und wie lange Antikörper nachweisbar sind. Damit könnte man zukünftig auch wichtige Aussagen zur Immunität von Menschen machen, so Strate.
Aktuell liegen beim Landes- und Bundesforschungsministerium sowie einigen Stiftungen Anträge zur Finanzierung der Studie über 12 Monate vor. Denn das wöchentliche Testen ist teuer. Obwohl das Krankenhaus mit dem Laboratorium des Herz- und Diabeteszentrums der Universitätsklinik Bochum von Prof. Dr. Cornelius Knabbe einen starken und in der Forschung mit Covid-Antikörper erfahrenen Partner gewinnen konnte.
Solange die Anträge noch nicht beschieden sind, gibt das Krankenhaus Reinbek eine großzügige Anschubfinanzierung bis Ende Mai. Prof. Tim Strate sagt: „Wenn die Studie eine öffentliche Finanzierung erhält, ist das eine Win-Win-Situation: Die Gesellschaft erhält belastbare Daten und unseren Patienten können darauf vertrauen, dass sie im St. Adolf-Stift aufgrund der intensiven Testung nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich besonders sicher vor einer Ansteckung sind.“ Und von noch etwas ist der Mediziner überzeugt: „Unsere Mitarbeiter sind sehr motiviert mitzumachen, denn Sie haben die notwendige Sicherheit auch für sich und ihre Familien. Wir sehen aufgrund der zahlreichen positiven Effekte für die Bevölkerung, Patienten, Mitarbeiter und der Wissenschaft gute Chancen, dass die Gremien im Bundesforschungsministerium der Finanzierung ihre Zustimmung geben.“
Hintergrund
Wie viele Coronapatienten wurden im St. Adolf-Stift bislang behandelt?
Insgesamt wurden seit dem 17. März im St. Adolf-Stift 199 Patienten mit einem Verdacht auf Covid-19 aufgenommen und 31 Patienten mit einem positiven Testergebnis behandelt. Aktuell gibt es in der Corona-Klinik nur zwei Covid-19-Patienten.
Welche weiteren Maßnahmen das Krankenhaus Reinbek ergriffen hat
Die „Corona-Klinik“ ist räumlich und personell von den anderen Abteilungen getrennt. Es gibt sogar einen eigenen Fahrstuhl und ein eigenes Röntgen nur für Corona-Verdachtsfälle, um die Radiologie-Abteilung vor einem Vireneintrag zu schützen.
Seit März tragen alle Mitarbeitenden konsequent Mundschutz, also nicht nur im direkten Patientenkontakt oder wenn sie selbst erkältet sind. So schützen sich die Mitarbeiter auch untereinander vor einer Infektion. Seit Anfang Mai erhalten nun auch alle Patienten einen Mundschutz, damit sie wiederum die Mitarbeitenden bei Untersuchungen oder der Körperpflege nicht anstecken, falls sie das Virus unerkannt in sich tragen sollten. Um auch hier das Risiko zu minimieren, appelliert das St. Adolf-Stift bei seinen einbestellten Patienten auf Eigenverantwortung: In den zwei Wochen vor einer geplanten OP sollen sie besonders umsichtig sein, nur zu wichtigen Terminen das Haus verlassen, die soziale Distanz waren und auf gute Händehygiene achten.