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Sozialpädiatrisches Zentrum feiert 25-jähriges Bestehen
Halle (Saale) feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Bei einer Festveranstaltung
am Standort St. Barbara blickte das Team unter der Leitung von Chefärztin Dr. Christiane Fritzsch
mit Netzwerkpartnern, Kollegen und Gästen auf die erfolgreiche Entwicklung der
Einrichtung bei der Diagnostik und Behandlung von Kindern zurück.
Kinder mit Behinderung benötigen eine individuelle medizinische Begleitung. Bis in
die Achtzigerjahre gab es daher in Sachsen-Anhalt spezielle Sprechstunden für
behinderte Kinder an den Kinderkliniken und in den Kinderchirurgien, jedoch mit
einer ausschließlich ärztlichen Ausrichtung. Nach der politischen Wende wurde die
gesetzliche Grundlage für die Errichtung von Sozialpädiatrischen Zentren
geschaffen. Sowohl die Diagnostik als auch die Therapie im Sozialpädiatrischen
Zentrum sind exakt auf die Bedürfnisse der jungen Patienten und ihrer Familien
zugeschnitten. Möglich wird dies durch den multidisziplinären Ansatz der Zentren. Im
rund 30-köpfigen Team des SPZ am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara
wirken Kinderärzte mit neuropädiatrischem Schwerpunkt, Psychologen, Logopäden,
Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und spezialisiertes
Pflegepersonal. Die ausschließlich ambulante Behandlung am Zentrum wendet sich
an Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren, die von einer Behinderung betroffen sind
oder bei denen eine Behinderung droht. Das Risiko einer Behinderung besteht zum
Beispiel bei Frühgeborenen, Kindern mit Stoffwechselstörungen, Syndromen,
Tumoren oder nach einem Unfall. Zusätzliche Schwerpunkte sind die Diagnostik bei
Kindern mit Bewegungsstörungen sowie die Autismusdiagnostik. Von 700 Patienten
im ersten Jahr ist der Patientenstamm der halleschen Einrichtung auf mehr als 6.000
Patienten im Jahr angewachsen. Heute gibt es bundesweit 156 Zentren dieser Art, in
denen jährlich etwa 350.000 Patienten behandelt werden und rund 1.000
Kinderärztinnen und Kinderärzte arbeiten. Zum Vergleich: Die Zahl der
niedergelassen Kinderärzte in Deutschland beträgt derzeit etwa 6.000.
Chefärztin Dr. Christiane Fritzsch beschreibt, wie die einzelnen Fachrichtungen im
Zentrum zusammenarbeiten: „Bei uns findet eine umfassende Entwicklungsdiagnostik
statt. In der ärztlichen Sprechstunde werden die Patientengeschichte und der familiäre
Hintergrund ausführlich abgeklärt, bevor die körperliche und die neurologische
Untersuchung erfolgen. Bei allen Patienten wird durch die entsprechenden Fachrichtungen
im Zentrum eine Einschätzung der mentalen, sprachlichen und motorischen Entwicklung
vorgenommen. Jede Familie wird zudem durch einen Sozialarbeiter, unter besonderer
Beachtung der familiären und schulischen Rahmenbedingungen, beraten.“
Ergänzt wird das Angebot des SPZ seit dem Jahr 2012 durch eine Interdisziplinäre
Frühförderstelle (IFF-SPZ), die auch Hausbesuche ermöglicht. Im Süden Sachsen-Anhalts
gibt es insgesamt neun Frühförderstellen, die eng mit der IFF-SPZ zusammenarbeiten.
So werden die Eingangsdiagnostik und die Erstellung des Förder- und Behandlungsplans
für alle Patienten aus der Region, die eine Interdisziplinäre Frühförderung benötigen, in
der IFF-SPZ am Standort St. Barbara vorgenommen.
Entscheidend für den bisherigen Erfolg, so Chefärztin Dr. Fritzsch, sei die
Zusammenarbeit mit einem großen Netzwerk von Fachleuten. Dieses umfasst neben
den niedergelassenen Kinderärzten beispielsweise auch gemeinsame
Sprechstunden mit den Fachbereichen Orthopädie und Orthopädietechnik. Auch bei
der Erprobung von Hilfsmitteln finden gemeinsame Sprechstunden mit dem
Patienten, seiner Familie und den Anbietern sowie dem SPZ-Team statt. Hier werden
zum Beispiel neue Rollstühle, Therapiefahrräder, spezielle digitale Eingabegeräte
oder Sprechcomputer erprobt. Der Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre ist für Dr.
Christiane Fritzsch sowohl im Hinblick auf die Patienten, die Mitarbeiter und die
vielfältigen Baumaßnahmen als auch auf das Netzwerk durch eine ständige
Entwicklung geprägt: „Mein Dank geht an die vielen Gäste, die unser großes
Netzwerk repräsentieren und ohne deren Mitarbeit eine effektive Hilfe für unsere
Kinder und ihre Familien nicht möglich wäre. Wir können behinderte Menschen nicht
gesund machen, aber so gut wie möglich begleiten und unterstützen. Das in
unserem Haus sichtbare Kunstthema der Arche Noah bringt zum Ausdruck, dass wir
die Familien begleiten, bis sie im übertragenen Sinn die Taube mit dem Ölzweig im
Schnabel und den Regenbogen am Himmel wieder sehen.“
Auch in Zukunft möchte das Sozialpädiatrische Zentrum am Krankenhaus St.
Elisabeth und St. Barbara ein Wegbereiter sein. Projekte wie die Zusammenarbeit
mit dem Institut für Soziologie und dem Institut für Erziehungswissenschaften der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Roten Kreuz, dem
Behindertensportverband Sachsen-Anhalt, dem Hospiz am Elisabeth-Krankenhaus
und der Stadt Halle bilden hierfür den Rahmen. Die SPZ-Mitarbeiter hatten für ihre
Patienten die Vision, dass es eine Einrichtung geben wird, welche die Betreuung
auch im Erwachsenenalter fortsetzt. Diese Vision ist in diesem Jahr Wirklichkeit
geworden. Vor wenigen Wochen hat am Standort St. Barbara das Medizinische
Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) seine Tätigkeit aufgenommen.
Bild unten:
Das Team des Sozialpädiatrischen Zentrums feierte das 25-jährige Bestehen der Einrichtung mit
vielen Partnern und Gästen am Krankenhausstandort St. Barbara
(Quelle: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara / Andrea Bergert)