St. Adolf-Stift zieht positive Zwischenbilanz zur Covid-19-Versorgung

Pflegekräfte der Isolierstation mit den Leitungen Nadine Röpke (unten rechts) und Habib Haxha (oben rechts): „Wir sind vorbereitet für eine zweite Welle, haben ausreichend Schutzkleidung und neue Schnelltests.“

„Wir hatten uns im Frühjahr auf mehr Covid-19-Patienten eingestellt und waren vorbereitet. Und dennoch waren wir erleichtert, dass die erste Welle uns nicht hart getroffen hat“, sagt der Ärztliche Direktor des Krankenhauses Reinbek St. Adolf-Stift, Prof. Stefan Jäckle, mit Blick auf die rasante Entwicklung der Infektionszahlen und schweren Verläufen in Nachbarländern wie in Italien und Frankreich.

„Unsere Belegschaft hat das vergangene halbe Jahr trotz der besonderen Umstände und ständigen Anpassungen an die Situation bravourös gemeistert: Statt Diskussionen über Kurzarbeit, haben sich 37 Pflegekräfte zum Dienst auf den Isolierstationen der Covid-Klinik gemeldet. Weitere 33 qualifizierte Mitarbeitende haben sich in insgesamt 2.700 Stunden von Mitte März bis Mai auf der Intensivstation im Umgang den besonderen Herausforderungen bei Langezeitbeatmungen von Isolierpatienten in einarbeiten lassen oder frischten ihre Kenntnisse auf“, sagt Pflegedirektor Thomas Meyer.

Krankenhaus Geschäftsführer Björn Pestinger findet: „Wir haben unseren regionalen Versorgungsauftrag mit täglich wachsender Routine gut gemeistert; innerhalb kürzester Zeit wurde im St. Adolf-Stift bei laufendem Betrieb eine getrennte Covid-Klinik aufgebaut mit allem, was logistisch und personell dazu gehört. Ein zunächst hoher planerischer und später logistischer Aufwand für die Bereiche Hygiene, Intensivmedizin, Innere, Anästhesie Radiologie und Pflege, um auf die besonderen Herausforderungen reagieren zu können. Es wurde nicht nur ein getrennter Covid-Röntgenbereich aufgebaut, sondern in wenigen Wochen durch Umbaumaßnahmen in Höhe von 250.000 Euro weitere Beatmungsplätze geschaffen.“ Mit Unterstützung des Landes konnten für das St. Adolf-Stift auch drei zusätzliche der weltweit stark nachgefragten Langzeitbeatmungsgeräte beschafft werden.

Bis heute hat das Krankenhaus Reinbek 400 Verdachtspatienten auf SARS-Cov-2 getestet, wovon 34 Tests positiv waren. Die meisten der 34 Covid-19-Patienten wurden nach einigen Wochen auf der Isolierstation geheilt nach Hause oder in ein Pflegeheim entlassen. Acht Menschen im Alter zwischen 75 und 105 Jahren sind verstorben. Sie litten an mehreren Vorerkrankungen und hatten darum in der Regel eine Patientenverfügung, nach der sie nicht beatmet oder intensivmedizinisch behandelt werden wollten.

Glücklich sei man darüber, dass eine Verbreitung innerhalb der Belegschaft oder Patienten konsequent verhindert werden konnte, so der stellvertretende Ärztliche Direktor Tim Strate: „Wir haben nicht nur großzügig alle Mitarbeitenden und Patienten bei kleinsten Anzeichen einer Erkältung getestet, sondern allen Mitarbeitern einen freiwilligen wöchentlichen Rachenabstrich und eine Blutprobe auf Antikörper ermöglicht.“ Das ganze fand von Mitte April bis Mitte Juni im Rahmen einer prospektiven Langzeitstudie zur Verbreitung von SARS-CoV-2 unter Klinikmitarbeitenden statt, die beim Deutschen Register für klinische Studien und der WHO registriert war. Zum Schutz für sich, ihre Familien und der Patienten beteiligten sich bis zu 871 Beschäftigte an der Studie (80 % der Belegschaft). In zwei Monaten wurden für 280.000 Euro über 5.300 Abstriche auf SARS-CoV-2 und 2.100 Blutuntersuchungen auf entsprechende Antikörper durchgeführt. Durch die engmaschigen Untersuchungen im Rahmen der Studie wurden 3 Teilnehmende positiv auf das Coronavirus getestet und unmittelbar isoliert, bevor eine Übertragung auf Kollegen oder gar Patienten erfolgte. Prof. Strate: „Das Minimieren der Gefahr eines unentdeckten Ausbruchs auf einer Station ist unseres Erachtens mit Geld gar nicht aufzuwiegen, diese haben wir durch die engmaschigen Untersuchungen verhindert.“

Die Krankenhausleitung zieht eine positive Zwischenbilanz. „Durch den routinierten Umgang mit Hygienemaßnahmen und Schutzkleidung stecken sich Krankenhausmitarbeitende trotz ihres Arbeitsumfelds offenbar nicht häufiger an als andere Menschen während der ersten Welle.“ Und noch etwas lobt Björn Pestinger: „Dank des Engagements unserer Teams in Einkauf und Apotheke und vieler privater Spender waren auch in Zeiten, in denen anderen Krankenhäusern die Schutzkleidung und Desinfektionsmittel ausgingen, immer ausreichend Kittel, Masken und Händedesinfektionsmittel für unsere Mitarbeiter da – auch wenn es manchmal ziemlich knapp wurde.“

Auch die Kommunikation mit den Gesundheitsämtern aus der Region, der Rettungsleitstelle, den niedergelassenen Ärzten und Pflegeheimen habe gut funktioniert. Prof. Jäckle: „Wir haben auf dem kurzen Dienstweg Entscheidungen für die Patienten treffen können, so dass alle Kooperationspartner ihren Beitrag in der Bekämpfung der Pandemie leisten konnten. Wir sind auch gewappnet für eine zweite Welle.“

Das Krankenhaus hat sich parallel früh bemüht, mit einem externen Labor einen der begehrten Schnelltester einzusetzen, so dass die Ergebnisse innerhalb von wenigen Stunden statt Tagen zur Verfügung stehen. „Das ist jetzt ein Vorteil, wo die Verdachtsfälle wieder steigen, sagt Krankenhaushygienikerin Dr. Elke Wittkowski. „Vergangene Woche mussten wir aufgrund der erhöhten Belastung der Labore durch die Tests an Reiserückkehrern plötzlich wieder lange auf die Ergebnisse warten. Mit dem Labor haben wir jetzt ganz neu 3 Zeitslots für Schnelltests verabredet, so dass das Behandlungsteam und die Patienten schneller Bescheid bekommen, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt oder nicht.“

Wie routiniert die Belegschaft im Umgang mit der Corona-Pandemie ist zeigte sich ebenfalls vergangene Woche, als nach zwei Monaten mit wenig Covid-19-Verdachtspatienten eine plötzliche Häufung auftrat. Dr. Wittkowski: „Innerhalb eines halben Tages haben wir eine größere Isolierstation aufgemacht, um den vermehrten Fällen von den Kapazitäten her gerecht zu werden. Eine logistische Meisterleistung.“

Der Ärztliche Direktor gibt einen Ausblick: „Wir hoffen sehr, dass nach Phasen der Lockerung und teilweise auch Unvernunft, sich alle Menschen wieder besinnen, wie wichtig Abstand halten, Händehygiene und das korrekte Tragen von Masken ist, bis es einen Impfstoff gibt.“ Gleichzeitig verbindet Prof. Jäckle damit auch einen Appell an alle Patienten, die herzkrank sind, an Krebs leiden oder aus anderen Gründen einen Arzt oder Krankenhaus aufsuchen müssen: „Bitte haben Sie keine Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus – lassen Sie sich bei akuten Beschwerden sofort behandeln und zögern Sie nicht aus Furcht vor einer potentiellen Infektion die Notfallnummern 112 oder 116 117 zu rufen.“