St. Joseph-Stift erweitert sein Angebot um stationäre Schmerztherapie

Schmerzpatienten werden häufig ambulant behandelt. In der Regel reihen sich dabei Maßnahmen wie Physiotherapie, psychologische Betreuung und die medikamentöse Behandlung aneinander, ohne dass diese aufeinander abgestimmt sind. Dadurch können die Möglichkeiten der Therapie nicht voll ausgeschöpft werden und der Leidensweg der Patienten geht immer weiter. „Genau da setzen wir mit der stationären multimodalen Schmerztherapie an“, erklärt Oberärztin Dr. med. Franziska Hannawald, die Leiterin des neu entstandenen Fachbereiches am Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden.


Die schmerztherapeutische Behandlung ist mit einem 16-tägigen stationären Aufenthalt verbunden. Dieser vergleichsweise lange Zeitraum ist notwendig, um den gewünschten Therapieeffekt mit einer dauerhaften Verhaltensänderung zu erreichen. Derzeit können vier Patienten aufgenommen werden, ab Januar 2023 wird das Angebot auf acht Personen erweitert.


Interdisziplinäre Diagnostik und ganzheitliche Behandlung 

Die multimodale Schmerztherapie gilt in der Schmerzmedizin als einer der wirksamsten Ansätze. Das Konzept kombiniert unterschiedliche Behandlungsmethoden, die Vertreter verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen in enger Absprache miteinander festlegen, um gemeinsam das Schmerzproblem eines Patienten anzugehen. Eine solche Therapie kann zum Beispiel bei chronischen Rückenschmerzen, Migräne, Tumor- oder auch Nervenschmerzen in Betracht kommen.


Nach einer umfassenden Diagnostik, bei der die Patientin oder der Patient in seiner Gesamtheit aus körperlichen und seelischen Aspekten betrachtet wird, steht ein – mit dem Betroffenen gemeinsam formuliertes – realistisches Therapieziel.


Auf dieser Grundlage entwickelt ein Team von Spezialisten aus unterschiedlichen Fachbereichen ein individuell passendes Behandlungskonzept. „Hier fließt die Expertise von schmerztherapeutischen Fachärzten, Pflegekräften wie auch Psycho-, Physio-, Ergo- und Musiktherapeuten ein. Außerdem sind Kollegen aus den orthopädischen, geriatrischen und neurologischen Fachgebieten eingebunden“, erläutert Frau Dr. Hannawald. Während des Behandlungszeitraums wird der Therapiefortschritt regelmäßig überprüft und der Therapieplan bei Bedarf angepasst.


Das Therapiekonzept ist umfangreich und beinhaltet verschiedene Behandlungsmethoden:
- Vermittlung eines bio-psycho-sozialen Schmerzmodells
- Aktivierende Trainingsverfahren aus Physio- und Ergotherapie
- Erlernen von Schmerzbewältigungstechniken
- Anwenden von Entspannungsverfahren
- Optimierte medikamentöse Therapie
- Regulationsmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur, Kneipp, Injektionen
- Achtsamkeitstraining
- Anwenden digitaler Gesundheits-Apps für den Transfer in den Alltag


Ziel: Funktionsverbesserung und Gewinn an Lebensqualität 

Etwa 23 Millionen Menschen deutschlandweit leiden unter chronischen Schmerzen. Ihr Leidensdruck ist häufig sehr groß, denn der andauernde Schmerz beeinflusst fast alle Lebensbereiche. 2, 2 Millionen sind so stark betroffen, dass sie körperlich beeinträchtigt und dadurch weniger aktiv sind, unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen leiden. In der Konsequenz ziehen sie sich aus dem Sozialleben zurück, manche können ihren Beruf nicht mehr ausüben.


„Unser Ansatz besteht darin, der Patientin oder dem Patienten auf Augenhöhe zu begegnen und die Beschwerden mit einem all-umfassenden Blick zu betrachten. Wenn es uns gelingt, den Betroffenen mit der aktivierenden Therapie zu einer nachhaltig spürbaren Funktions-verbesserung des Körpers zu verhelfen und sie dadurch zu einer höheren Lebensqualität zurückfinden, haben wir unseren Job gut gemacht“, fasst Dr. med. Franziska Hannawald zusammen.