Starker Dualer Gesundheitsversorger geplant

Franziskus-Krankenhaus Berlin
  • Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds des Bundes für Investitionsprogramm beantragt
  • Dualer Gesundheitsversorger mit stationärer und ambulanter Versorgung an zwei Standorten geplant
  • Im Falle einer Genehmigung dauert Bau- und Übergangsphase vier Jahre
Der katholische Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) will seine beiden Berliner Krankenhäuser zu einem „Dualen Gesundheitsversorger“ umstrukturieren und durch weitere Investitionen die Leistungsfähigkeit bei der Patientenbetreuung nachhaltig erhöhen. Der EVV beabsichtigt, das St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof baulich zu erweitern und die bisher im Franziskus-Krankenhaus Berlin angesiedelten Abteilungen für Urologie und Gefäßmedizin anschließend dort zu integrieren. Dazu ist jedoch die Unterstützung durch das Land Berlin sowie durch den Bund im Rahmen des Krankenhausstrukturgesetzes notwendig. Die Überlegungen zu dieser notwendigen Veränderung wurden nicht leichtfertig getroffen – sie sind jedoch im Interesse der Berliner Patienten: Durch diese Bündelung können die akutmedizinische Versorgung gestärkt und komplexe gesundheitliche Probleme besser diagnostiziert und behandelt werden. Am Standort des Franziskus-Krankenhauses in der Budapester Straße soll zukünftig die ambulante Behandlung in einem Medizinischen Versorgungszentrum mit Arztpraxen und mit Rehabilitationsangeboten erfolgen. Eine wohnortnahe notfallmedizinische Basisversorgung für das bisherige Einzugsgebiet wird ebenfalls gewährleistet sein.

Arbeitsplätze bleiben erhalten – weiterer Personalaufbau geplant

Die Bau- und Übergangsphase dauert ab Genehmigung des Förderantrages mindestens vier Jahre. In dieser Zeit sollen alle medizinischen Leistungen am Franziskus-Krankenhaus in gleichem Umfang und mit gleicher medizinischer und pflegerischer Personalstärke weitergeführt werden. Alle Arbeitsplätze des Franziskus-Krankenhauses bleiben an den beiden Standorten erhalten. Auch die Rettungsstelle bleibt bis zum Umzug bestehen. Mit rund 15.000 Fällen pro Jahr gehört sie zu den kleineren der 39 Notaufnahmen in Berlin und wird nahezu ausschließlich bei urologischen oder gefäßmedizinischen Notlagen genutzt. Nach ihrer Schließung können die verbleibenden unfallchirurgischen Fälle von den umliegenden Notaufnahmen in Tiergarten, Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte sowie von der Notaufnahme im St. Joseph Krankenhaus mit der Spezialisierung auf kinder- und jugendmedizinische Notfälle abgedeckt werden.

Erheblicher Sanierungs- und Investitionsstau im Franziskus Krankenhaus

Die vom Aufsichtsrat des EVV beschlossenen Planungen stehen jedoch unter Vorbehalt. Zur Umsetzung des neuen Konzeptes mit Gesamtkosten in Höhe von voraussichtlich 39 Mio. Euro hat der EVV Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds des Bundes beantragt und die entsprechenden Vorplanungsunterlagen bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung eingereicht. Sollten das Land und das Bundesversicherungsamt die Genehmigung erteilen wird der Bund die Hälfte der Kosten tragen, das Land Berlin und der Krankenhausträger jeweils 25 Prozent. Die Gespräche mit den beteiligten Behörden und den Krankenversicherungen sind noch nicht abgeschlossen. Notwendig wird diese Umstrukturierung insbesondere aufgrund eines Sanierungs- und Investitionsstaus im Franziskus Krankenhaus in Höhe von über 40 Mio. Euro. Tobias Dreißigacker, Geschäftsführer des St. Joseph- und des Franziskus-Krankenhauses: „Wir bedauern, dass wir mit diesen Planungen sehr kurzfristig unsere Mitarbeiter und die Öffentlichkeit informieren müssen. Aufgrund von Indiskretionen gegenüber den Medien sind wir jedoch zu diesem Schritt gezwungen, noch bevor alle Gespräche auf fachlicher Ebene abgeschlossen sind. Wir wollen alles daran setzen, in Berlin einen starken dualen Gesundheitsversorger auf Basis christlicher Leitlinien zu etablieren. Durch die Schwerpunktsetzung ergeben sich mehr Arbeitsmöglichkeiten für medizinisches und pflegerisches Personal. Alle Ärzte und Pflegekräfte werden weiterhin an einem der beiden Standorte benötigt – in Zukunft werden wir sogar mehr Personal beschäftigen als bisher. Und auch die im Franziskus Krankenhaus tätigen Thuiner Schwestern können weiterhin Patienten betreuen und so ihr Lebenswerk fortsetzen.“

Höherer Behandlungsstandard für Akutmedizin und Nachsorge möglich

Dr. Achim Foer, Ärztlicher Direktor des Franziskus Krankenhauses: „Schon jetzt arbeiten wir kooperativ mit den Kolleginnen und Kollegen des St. Joseph Krankenhauses zusammen. In der neuen und erweiterten Konstellation können wir, bedingt durch eine verbesserte Struktur- und Prozessqualität, einer zunehmenden Anzahl multimorbider Patienten einen höheren Behandlungsstandard unter einem Dach anbieten. Und wir hätten für die Nachsorge und Rehabilitation einen attraktiven Standort in bester Innenstadtlage.“ Prof. Dr. Thomas Poralla, Ärztlicher Direktor des St. Joseph Krankenhauses: „Beide Häuser ergänzen sich ideal. Im St. Joseph Krankenhaus haben wir u. a. die größte außeruniversitäre Nephrologie Deutschlands und sind als interdisziplinäres onkologisches Zentrum auf Tumorerkrankungen spezialisiert. Durch die Integration der Urologie und des Gefäßzentrums würde ein leistungsstarkes Krankenhaus im südlichen Innenstadtbereich entstehen, in dem auf hohem Niveau ganzheitlich behandelt werden kann. Außerdem haben wir Erfahrung mit der Integration neuer Fachdisziplinen an unserem Standort. Die Kinderklinik und die Klinik für seelische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter haben wir in der Vergangenheit bereits als ehemals selbstständige Einrichtungen eingegliedert und zwar innerhalb kürzester Zeit zum gegenseitigen Vorteil und ohne nennenswerte Probleme.“